Das Unternehmernetzwerk BNI hat einen Kernwert: Wer gibt, gewinnt. Es gibt auch allgemeine Redensarten wie „Geben ist seliger denn nehmen“. Soweit so klar, oder? Was ist eigentlich geben und was ist gewinnen?
Es gibt verschiedene Konzepte des Gebens mit unterschiedlichem Gewinn bzw. Nutzen.
Hier nur ein paar Schlaglichter als Gedankenanregung:
Reziproker Tausch bedeutet berechenbare Tauschbeziehungen auf Gegenseitigkeit: Gibst du mir, gebe ich dir. Das bedeutet also: Wer gibt, gewinnt. Der Gewinn ist der Gegenwert.
Anders ist der generalisierte Tausch, wobei sich jeder einbringt und etwas gibt, aber ohne einen direkt berechenbaren Gegenwert zu erhalten, sondern nur dadurch profitiert, Mitglied in einer Gemeinschaft/einem System des generalisierten Tausch zu sein und wiederum ohne direkte Gegenleistung vom System/der Gemeinschaft zu profitieren. Das bedeutet also: Wer gibt, gewinnt. Der Gewinn ist das abstrakte Gegenwert-Versprechen.
Rationaler Altruismus bedeutet, dass das uneigennützige altruistische Handeln einen rationalen Grund hat. Dies kann auch bestimmter Zweck sein, z.B. die Aufrechterhaltung des bestehenden hierarchischen Gesellschafssystems durch den privilegierten Offizier St. Martin, der seinen Mantel mit dem Bettler teilt und somit die gegebene Ordnung der Gesellschaft verfestigt. Das bedeutet also: Wer gibt, gewinnt. Der Gewinn ist in diesem Beispiel die Verfestigung der Gesellschaftsordnung.
Daneben gibt es die unbedingte Gabe als Ausdruck christliche Nächstenliebe. Dieses Konzept geht über reine Solidarität als Reziprozitätsbeziehung hinaus, da hierbei der liebe Gott mit ins Spiel genommen wird. Du sollt Gott lieben und du sollst den Nächsten lieben wie dich selbst. Das ist eine Dreiecksbeziehung. Es geht nicht nur um den Austausch zwischen zwei Menschen, sondern Gott ist an dieser Liebesbeziehung beteiligt: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“. Gilt hier „Wer gibt, gewinnt“? Was ist hier der Gewinn? Liebe bzw. das Himmelreich?